In diesen Tagen jährt sich die verheerende Hochwasserkatastrophe in Deutschland aus dem Juli 2021 mit 180 Todesopfern und Sachschäden in Milliardenhöhe zum ersten Mal. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) hat eine vorläufige Zwischenbilanz dazu gezogen, wie AssCompact bereits berichtete. Die Erkenntnisse aus der Wissenschaft sind dabei eindeutig: Solche Ereignisse sind durch den Klimawandel wahrscheinlicher geworden. Und auch die Mehrheit der Menschen in Deutschland nimmt diese Veränderungen bereits wahr. In der Befragung zum Energiewendebarometer der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 2022 gaben 68% der Haushalte an, dass die Folgen des Klimawandels sie bereits heute beeinträchtigen oder dies zukünftig tun werden.

Mehrheit befürwortet Versicherungspflicht

Eine Möglichkeit mit den Risiken aus Extremwetterereignissen umzugehen ist der Abschluss einer Versicherung gegen Naturgefahren wie Hochwasser und Überschwemmungen. Aktuelle Daten des GDV zeigen allerdings, dass nur rund die Hälfte der Gebäude in Deutschland gegen diese Gefahren versichert sind. Angesichts dieser niedrigen Versicherungsquote einerseits und der hohen finanziellen Risiken für den einzelnen andererseits wird immer wieder eine Pflichtversicherung ins Spiel gebracht, durch die sich alle Immobilienbesitzer gegen den Eintritt von Elementarschäden versichern müssten. Erst zuletzt hatte die Minister der Bundesländer für eine solche Versicherungspflicht den Weg frei gemacht (AssCompact berichtete). In der aktuellen repräsentativen Befragung zum KfW-Energiewendebarometer 2022 zeigt sich mit 63% der Haushalte nun auch eine deutliche Mehrheit aufgeschlossen für eine Pflichtversicherung. Eigentümer stimmen dabei deutlich häufiger zu als Mieter (69% vs. 59%).

Wer soll statt einer Versicherung für die Schäden aufkommen?

Diese robuste Mehrheit für eine Pflichtversicherung ist auch deshalb interessant, weil die Meinungen bei der Frage, wer statt einer Versicherung sonst im Schadensfall aufkommen soll, deutlich auseinander gehen. So wurden die Haushalte, die sich gegen eine Pflichtversicherung ausgesprochen haben, gefragt, wer stattdessen im Schadenfall zur Verantwortung gezogen werden solle. Mehr als die Hälfte dieser Haushalte (54%) spricht sich dann dafür aus, dass der Staat für entstehende Schäden aufkommt. Doch auch die Ansicht, dass die Betroffenen selbst für entstandene Schäden aufkommen sollten, erhält breiten Zuspruch (46%). In den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zeigen sich dann sogar wechselnde Mehrheiten: Während sich einkommensschwächere Haushalte deutlich für den Staat aussprechen (67%), sehen einkommensstärkere Haushalte mehrheitlich (57%) die Betroffenen selbst in der Verantwortung. Die Schlussfolgerung der Studie: Eine Pflichtversicherung würde dieses Spannungsfeld entschärfen.

Notwendigkeit tragfähiger Versicherungsprämien

Zwischen der wahrgenommenen Beeinträchtigung durch den Klimawandel und der Zustimmung zu einer Pflichtversicherung zeigt sich kein deutlicher Zusammenhang. In den beiden von der Hochwasserkatastrophe 2021 am stärksten betroffenen Ländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen liegt die Zustimmung zur Pflichtversicherung mit 64 % nur leicht oberhalb des Durchschnitts. Auch bei Haushalten, die unabhängig vom Bundesland eine aktuelle oder künftige persönliche Bedrohung durch den Klimawandel sehen, erreicht die Zustimmung zur Pflichtversicherung mit 67% nur einen leicht überdurchschnittlichen Anteil. „Eine breite Mehrheit der Haushalte in Deutschland steht einer Pflichtversicherung für Elementarschäden aufgeschlossen gegenüber. Politisch erscheint sie damit umsetzbar. Dazu stellt sie vor dem Hintergrund der Zunahme von extremen Wetterereignissen einen wichtigen Beitrag dar zur Absicherung des Vermögens von großen Bevölkerungsteilen dar. Die Bevölkerung bewertet Alternativen dazu – Kostenübernahmen durch den Staat oder durch die Betroffenen -deutlich kontroverser“, kommentiert Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW-Bankengruppe. Wichtig für die Akzeptanz einer Versicherungspflicht sei, so die KfW-Studie, dass die Versicherung die richtigen Anreize zur Risikovermeidung setze – und das bei gleichzeitig tragfähigen Versicherungsprämien. (as)

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Source: ImmoCompact