Zum Start der Koalitionsgespräche haben die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und die Bauindustrie an die künftige Bundesregierung appelliert, ein souveränes Bau- und Infrastrukturministerium zu schaffen. „Das Wohnen ist die soziale Frage unserer Zeit. Und die hat das politische Gewicht eines eigenen Bundesministeriums verdient“, forderte der Bundesvorsitzende der IG BAU Robert Feiger. Das „Nomadenleben beim Bauressort“ müsse ein Ende haben.

Wohnungsbau als zentrale Aufgabe

Das Thema Bauen und Wohnen müsse endlich den Stellenwert bekommen, den es brauche. Die Gewerkschaft IG BAU richtete einen deutlichen Appell an die mögliche Ampel-Koalition aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP, die Schaffung eines eigenständigen Bauressorts als gemeinsame Position frühzeitig festzuzurren. „Es wäre fatal, wenn der Wohnungsbau am Ende der Ressortverteilung wieder irgendwo drangeheftet werde, um es irgendwie unterzubringen oder um irgendein ‚Superministerium‘ aufzuwerten“, warnt der Gewerkschaftsvorsitzende. Den Wohnungsbau sieht die IG BAU als zentrale Aufgabe eines neu geschaffenen Bundesministeriums.

Auch der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller, appellierte an die Politik, Bauen zur Chefsache zu machen. Er erklärte den Funke Zeitungen: „Wir brauchen ein starkes Bundesministerium für Bau und Infrastruktur, um die gewaltigen Vorhaben zur Modernisierung unserer Infrastruktur umzusetzen.“ Bauen dürfe kein Annex mehr eines Ressorts sein, sondern müsse ins Zentrum des Handelns gerückt werden.

Kompetenzen zentral bündeln

„Wir stehen beim Bauen und Wohnen vor immensen Herausforderungen, die eine Bündelung der Kompetenzen notwendig macht. Die Politik muss in den kommenden Jahren Antworten darauf geben, wie Wohnen – insbesondere für Menschen mit niedrigem Einkommen – bezahlbar bleibt“, so der IG BAU-Chef Feiger. Neben der Bezahlbarkeit sowie der Klimaanpassung und Energieeffizienz kämen weitere Themen wie die altersgerechte Ausstattung, Mobilität, Infrastruktur und Digitalisierung hinzu. Um dieses breite Spektrum zu bedienen, müsse zentral gesteuert und geplant werden.

Für Ampel-Ziel braucht es alle vier Minuten drei neue Wohnungen

400.000 Neubauwohnungen pro Jahr wurde im Sondierungspapier der möglichen Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Bündnis90/Die Grünen als Ziel genannt. „Das bedeutet von Montag bis Sonntag pro Tag knapp 1.100 neu gebaute, bezugsfertige Wohnungen – 46 pro Stunde, alle vier Minuten drei Wohnungen“, verdeutlicht der IG BAU-Bundesvorsitzende. Dies sei eine Rund-um-die-Uhr-Aufgabe, die volle Kraft, volles politisches Engagement und volles Gewicht am Kabinettstisch erfordere.

Sozialen Wohnungsbau vorantreiben

Vor allem bei den Sozialwohnungen fordert die Gewerkschaft einen deutlichen Schub. Das erklärte Ziel der möglichen Ampel-Koalition von 100.000 neuen Sozialwohnungen pro Jahr bezeichnet IG BAU als richtige Marke. (tk)

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