Ein Beitrag von Christian Grall, Geschäftsführer der PROJECT Vermittlungs GmbH

Was noch vor wenigen Monaten als Gespenst galt, nimmt nun konkrete Gestalt an – die Inflation ist zurück. Nicht nur Verbraucher, sondern auch Sparer beobachten die Situation mit Sorge, denn noch ist nicht absehbar, in welche Höhe die Geldentwertung steigt und wie lange sie andauern wird. Auf dem Markt für Wohnimmobilien sind die Preise vor allem in vielen Innenstadtlagen bereits heiß gelaufen. Die Nachfrage nach Neubauwohnungen in Deutschlands Metropolregionen bleibt hoch und trifft inzwischen auf ein knapper werdendes Angebot.

Doch schon die GroKo wollte in der nun abgelaufenen Legislatur­periode 1,5 Millionen Wohnungen bauen. Was bislang nicht realisiert werden konnte, will die Ampekoalition nun angehen und jährlich 400.000 Wohnungen bauen. Das tut not, denn die Zahl der Baugenehmigungen – wichtiger Indi­kator im Kampf gegen den Wohnungsmangel – sank aufs Jahr gesehen laut Statistischem Bundesamt bei Mehrfamilienhäusern um 4,4%. Experten wie beispiels­weise das Beratungsunternehmen PwC Deutschland fordern deshalb die Vereinfachung der Genehmigungsverfahren. Vorerst jedoch bleibt Wohneigentum, insbesondere nachhaltiger und bezahlbarer Wohnraum zur Eigennutzung oder Vermietung, in Deutschland noch auf Jahre hinaus ein knappes Gut. 

Knapperes Angebot

Auch während der Corona-Krise sind die Nachfrage nach modernen, geräumigeren Wohnungen und demzufolge auch die Preise in allen großen Metropolregionen stark gestiegen. Inzwischen sind die Top-Lagen nicht nur heiß gelaufen, es ist auch ein deutlicher Rückgang verfügbarer Objekte zu verzeichnen. Allein in Berlin hat sich das Angebot an Neubauwohnungen während des vergangenen Jahres um 40% reduziert. Zudem weist Deutschland eine im internationalen Vergleich geringe Wohneigentumsquote auf. Die Nachfrage nach Wohnimmobilien dürfte demzufolge nicht nur vonseiten der Eigennutzer, sondern auch bei Kapitalanlegern langfristig intakt bleiben, denn zur Vermögensbildung und privaten Altersvorsorge ist eine eigene Wohnimmobilie unabdingbar.

ESG-Kriterien bewirken Wandel im Asset-Management

Vor dem Hintergrund eines angespannten Wohnungsmarktes wandeln sich gleichzeitig die Anforderungen an Immobilienentwicklungen erheblich. Auf der Ebene der Investmentkonzeption und des Asset-Managements 2021 ist die EU-Taxonomie im März dieses Jahres in Kraft getreten. Kostenaspekte sowie Effizienz und Ressourcenschonung beim Bauen werden wichtiger, um auch im angebrochenen ESG-Zeitalter attraktive Renditeperspektiven zu bieten. Im Asset-Management kommen neue Ansätze zum Tragen, die preiswertes und zugleich umweltgerech­teres Bauen ermöglichen.

Während KfW-55-Immobilien seit Jahren bereits gängiger Standard sind, wird nun schon in einer sehr frühen Projektphase geprüft, ob mit KfW 40 Plus oder KfW 40 EE eine noch höhere Energieeffizienz möglich ist. Für jedes einzelne Bauvorhaben werden passende Wärmedämmmaßnahmen, Fenstersysteme, und möglichst auf erneuerbaren Energien basierende Heizungsanlagen kombiniert. Letztlich kommt es darauf an, künftige Anforderungen in die Planung mit einzubeziehen, um den Wohnraum über lange Zeiträume nachhaltig bewirtschaften zu können. Daneben werden auch gesellschaftliche Komponenten bei Wohnraumentwicklungen immer wichtiger. Asset-Manager realisieren diese in enger Kooperation mit den kommunalen Baubehörden und je nach Projekt auch mithilfe öffentlicher Fördermittel.

Angespannte Preissituation

Doch Asset-Manager haben im Moment nicht nur mit den gestiegenen Nachhaltigkeitsanforderungen umzugehen, sondern auch mit einer angespannten Preissituation, besonders bei Rohstoffen. Etwaige Lieferengpässe müssen effizient, möglichst ohne zeitliche Einbußen, gemanagt werden, was nur jenen Entwicklern gelingt, die auf ein verlässliches, oftmals regionales Netzwerk von qualifizierten Handwerksbetrieben zurückgreifen können. Schon im Wettbewerb um die aussichtsreichsten Entwicklungsflächen ist der Entwickler gefordert. Letztlich kommt es auf die lokale Präsenz an, die ermöglicht, städtebaulich interessante Flächen mit attraktiver Wertschöpfungsperspektive rechtzeitig zu identifizieren und zu erwerben – möglichst noch bevor sie auf den Markt kommen.

Digitalisierungsschub im Fondsvertrieb

Die vergangenen eineinhalb Jahre brachten auch im Fondsvertrieb fundamentale Neuerungen mit sich. Beratungstermine am Wohnzimmertisch waren fürs Erste passé. Corona-bedingte Schließungen und Distanzregeln erforderten eine Neuausrichtung der Vertriebsaktivitäten, um Beratern und Kunden eine möglichst kontinuierliche und zudem sichere Kommunikation zu ermöglichen. Der digitale Vertrieb beinhaltet zwar schon länger hybride Konzepte, die digitale oder persönliche Unterschriften kombinieren. Inzwischen haben FinTechs jedoch weit innovativere Lösungen entwickelt.

Kommunikation auf der digitalen Plattform

So schuf das Unterhachinger IT-Unternehmen Walnut für mehrere Fondsanbieter eine digitale Plattform, auf der nun auch die rechtssichere Zeichnung von Fondsanteilen möglich ist. Die E-Zeichnungsstrecke bündelt gängige Kommunikationskanäle wie Telefon, E-Mail und Messenger-Dienste und vereinfacht viele Verwaltungstätigkeiten. Das neue Tool dient Beratern nicht nur als Kundenstammdatenbank für die Vertriebsorganisation, sondern bietet auch einen temporär geschlossenen Kommunikationsraum als Live-Meeting via Webcam. Abgeschirmt von Zuhörern können Gespräche dort stattfinden und – sofern gewünscht – auch aufgezeichnet werden. Die Prozessschritte werden im System gespiegelt, der Vermittler kann seinem Kunden erforderliche Aktionen auch auf dessen Seite zeigen und ihn so leichter durch den Zeichnungsprozess führen. 

Mit den auf der Plattform integrierten Modulen können Vermittler – von der Profilerfassung bis zum Geschäftsabschluss – einen vollständig digitalen, transparenten und rechtssicheren Beratungs- und Vermittlungsprozess abbilden. Neben den zweigleisigen Beratungskonzepten bietet die E-Zeichnung damit ganz erhebliche Vorteile und stellt unseres Erachtens die Zukunft der qualifizierten Vermittlertätigkeit dar. Aus diesem Grund gehört PROJECT Investment zu einer Handvoll Pionieren unter den Initiatoren, die ihren Partnern ermöglichen, Publikumsangebote wie den PROJECT Metropolen 20 und 21 vollständig online über Walnut Live zeichnen zu können.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 12/2021 und in unserem ePaper.

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Source: ImmoCompact