In einem etwa zehnseitigen Policy Letter hat sich ein Forschungsteam des Leibniz-Instituts SAFE mit der Möglichkeit einer „erweiterten Einlagensicherung“ beschäftigt. Anlass dafür ist der Pleitegang der Silicon Valley Bank in den USA, bedingt durch einen Kundenansturm auf deren Einlagen bei der Bank.

Die US-Einlagensicherung FDIC hatte die Bank am 10.03.2023 übernommen. Wie mehrere Medien am Montag übereinstimmend berichteten, werde die SVB nun von der US-Bank First Citizens BancShares übernommen. Darin enthalten seien etwa 72 Mrd. US-Dollar der Vermögenswerte der SVB mit einem Abschlag von 16,5 Mrd. US-Dollar. Die FDIC werde allerdings weiterhin Herrin über andere Vermögenswerte wie Wertpapiere bleiben.

„Grundlegender Fehler“ in der Einlagensicherung

Nach Ansicht von SAFE seien Bank Runs hauptsächlich ein Resultat aus nicht versicherten und kurzfristigen Bankeinlagen. Der Ausschluss dieser Einlagen sei ein „grundlegender Fehler, nicht nur im europäischen Regulierungsrahmen“, sagt SAFE-Direktor Florian Heider. Das verlustabsorbierende Kapital, also das Eigenkapital der Banken sowie ihre nachrangigen Bankanleihen, seien dem Verlustrisiko in vollem Umfang ausgesetzt. Ihre Besitzer müssten in Krisenfällen mit dem Verlust dieser Vermögenswerte rechnen.

Eine Art „Gegenleistung“ für diese Unsicherheit sind in wirtschaftlich normalen Zeiten die potenziell hohen Renditen beim Eigenkapital und bei Bail-in-Anleihen, also Gläubigerbeteiligungen, die im Falle einer drohenden Zahlungsunfähigkeit in Eigenmittel umgewandelt werden können. SAFE stellt an dieser Stelle klar: „Wann und wie Eigenkapital und Bail-in-Anleihen zur Deckung von Verlusten verwendet werden können, muss für alle Anleger klar und transparent sein.“

Erweiterte Einlagensicherung kostet

In dem Policy Letter stellen die Forscherinnen und Forscher heraus, dass die kurzfristig kündbaren Einlagen vollständig gegen Wertverluste versichert sein sollten – also auch über 100.000 Euro und sowohl für Privat- als auch für Firmenkunden. Dies sei nötig, um die Bank Runs zu verhindern. Termineinlagen können ungeschützt bleiben, weil diese von Natur aus nicht kündbar seien und daher nicht ohne Kündigung abgezogen werden können.

„Wie in anderen Bereichen des Lebens ist eine solche Versicherung mit einer Prämie verbunden, die im Durchschnitt und Lauf der Zeit die eventuell zu leistenden Entschädigungen durch Einlagenversicherungsfonds abdeckt“, sagt Loriana Pelizzon, Leiterin der SAFE-Forschungsabteilung „Financial Markets“. Die Banken müssten für den Erhalt des Versicherungsschutzes also Prämien zahlen. Auch sei, wie bei allen Versicherungssystemen für Großrisiken, eine Art öffentliche Garantie notwendig, um das Versicherungsversprechen glaubwürdig zu machen, so Florian Heider weiter. Um das Einlagensicherungssystem in Europa insgesamt solide aufzustellen, benötige es daher eine Rückversicherung, die über die Möglichkeiten einer nationalen Sicherung hinausgeht.

Aber: Damit käme auch ein gewisser Preis. Wenn die Einlagen versichert und damit sicher sind, würden ihre Rendite für die Einleger sinken.

Erhöhung des Eigenkapitals vonnöten

Für Banken, die stark von Sichteinlagen abhängig sind, könnte dieser Wechsel einhergehen mit der Verpflichtung zur Erhöhung des Eigenkapitals und der Bail-in-Anleihen. Insbesondere für Banken, die stark von Einlagen abhängig sind, könne dies natürlich schwierig und teuer sein. Dennoch würde die Einlagensicherung aller kurzfristigen und daher Run-gefährdeten Einlagen und die damit einhergehende Beschaffung von verlustabsorbierendem Kapital das europäische Bankensystem weiterhin stabil und lebensfähig machen, so die Forscherinnen und Forscher im Policy-Letter. (mki)

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