Nirgendwo in Europa wird so viel Geld gehortet – sei es auf Sparbüchern, Tagesgeld- oder Festgeldkonten oder einfach nur unter der Matratze – wie in Deutschland. Wie AssCompact zuletzt berichtete, beziffert sich nach Angaben der Bundesbank zum Ende des zweiten Quartals 2021 die Höhe von Bargeld und Sichteinlagen auf rund 2,9 Bio. Euro. Unter den deutschen Sparern genießen damit unverändert die unverzinsten bzw. lediglich spärlich verzinsten Spareinlagen nach wie vor größte Beliebtheit, auch wenn sich zumindest die Zuwachsraten nach Angaben des Finanzportals in den letzten Monaten verlangsamt haben. Sicherheit bleibt demnach weiter Trumpf bei der Ersparnisbildung in Deutschland.
Veränderte gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen
Doch die veränderten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen drücken nun die realen Zinserträge noch stärker ins Minus als bisher. Bis dato litten deutsche Sparer insbesondere an dem makroökonomischen Niedrigzinsumfeld, das gerade in Deutschland etwa seit Ende 2013 herrscht. Damals fiel der Nominalzins auch für länger laufende Einlagen (zwei Jahre und mehr) erstmals auf unter 1%. Immerhin pendelte sich mit Ausnahme von Mitte 2018 bis Mitte 2019 die Preissteigerungen in Deutschland ebenfalls bei rund 1% ein, sodass keine bzw. nur geringfügige Kaufkraftverluste bei Bargeld und Sichteinlagen eintraten. Mit der globalen Konjunkturbelebung 2021, aber auch aufgrund von pandemiebedingten Einmaleffekten wie den weltweiten Lieferengpässen belastet nun aber die rasant steigende Inflationsrate diese spärlichen Zinserträge erheblich. So lag die Preissteigerung in Deutschland im Oktober bei 4,5% und damit auf einem historischen Höchststand seit 28 Jahren. Bereits im Juli (3,8%), August (3,9%) und September (4,1%) wurden vom Statistischen Bundesamt vergleichsweise hohe Inflationsraten registriert.
Massive Kaufkraftverluste für Zinssparer im Jahr 2021
Die veränderten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen verheißen für die Wertbeständigkeit der Spareinlagen nichts Gutes: Durch die niedrigen Zinsen gepaart mit hoher Inflation erfahren die deutschen Zinssparer nun einen massiven Kaufkraftverlust. Wie das Finanzportal tagesgeldvergleich.net in seiner monatlichen Finanzmarktanalyse berichtete, erreichte der reale Zinsverlust (Zinserträge abzgl. Inflation) deutscher Sparer im September 2021 ein neues Rekordminus in Höhe von 8,8 Mrd. Euro. Damit liegt das Zinsminus allein im 3. Quartal des laufenden Jahres bei ca. 22,8 Mrd. Euro und im bisherigen Jahr bei 47,5 Mrd. Euro. „Hochgerechnet bis zum Jahresende erwarten wir derzeit einen realen Zinsverlust bei Spareinlagen von mehr als 63 Mrd. Euro“, erklärt Daniel Franke, Finanzexperte beim Finanzportal Tagesgeldvergleich.net, womit der Kaufkraftverlust auf einen neuen Rekordstand klettert. Pro-Kopf stehen 2021 dann Nominalzinserträgen in Höhe von etwa 14 Euro Realzinsverluste in Höhe von 761 Euro gegenüber. Die Entwertung der deutschen Ersparnisse hat sich damit gerade im Jahr 2021 entscheidend beschleunigt.
Kapitalmarktorientierte Investments als mögliche Alternative
Insgesamt tragen damit die Zinssparer in Deutschland fast die Hälfte des auf mehr als 134 Mrd. Euro geschätzten Kaufkraftverlustes aller Sparer der Eurozone im laufenden Jahr, wie tagesgeldvergleich.de schätzt. Vergrößert wird die Sorge der Nullzinsen-Sparer dadurch, dass sie sich zunehmend mit der Einführung sogenannter Verwahrentgelte oder Negativzinsen durch die Banken konfrontiert sehen, die zusätzlich an der bereits schmalen Rendite knabbern. Stellt sich die Frage, wie die deutschen Sparer diesen massiven Kaufkraftverlust bei ihren Spareinlagen vermeiden können? Hier lohnt sich der Blick auf die Kapitalmärkte: Um Renditen oberhalb des Inflationsniveaus zu erzielen, gewinnt die Geldanlage am Kapitalmarkt in Anleihen, Rohstoffe, Aktien, Immobilien oder entsprechenden Fonds an Bedeutung. Als relativ risikoarme Alternative zu Zinsanlagen wie Festgeld bieten sich bspw. breit gestreute Exchange Traded Funds (ETFs) an. Um ein Gespür für die Rendite und die Risiken am Kapitalmarkt zu bekommen, ist der Blick auf die langfristige Entwicklung der Kursverläufe wichtig. Diese Daten aus der Vergangenheit bieten aber gleichwohl keine Garantie für künftige Trends. (as)
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